Diesmal erzähle ich Euch von San Christobal de la Casa in Chiapas, Mexiko. Hier war ich bei meiner Rundreise 2012 zwei Tage und habe mich sofort in diese Stadt verliebt, in der man die Rebellion und ziviles Ungehorsam förmlich in der Luft riechen kann. Und so beschloss ich auch bei meiner Reise 2013 auf meinem Weg nach Mexiko City hier wieder ein paar Tage Halt zu machen. Geplant hatte ich vier, geblieben bin ich dann zehn Tage.
Kaum angekommen fiel ich sofort in mein Studentenleben zurück, saß den ganzen Tag schreibend in Cafés herum, lernte Künstler und politische Aktivisten kennen, besuchte eine Demonstration in Erinnerung an ein Massaker an der indigenen Bevölkerung und eine Solidaritätsparty zur Befreiung zapatistischer Gefangener. Ich wollte gar nicht mehr weg! Und es gab einige Aktivisten, die mich gerne da behalten hätten.
Was unterscheidet nun San Chris von den anderen possierlichen Städtchen Mittelamerikas, die es entlang des Grigo-Trails gibt? Rein äußerlich gar nichts. Es ist ein schöne spanische Kolonialstadt, mit einem Plaza Mayor in der Mitte, vielen Kirchen, bunten Läden und Märkten, wo der Backpacker alles finden kann angefangen bei stylischen Klamotten – dieses Jahr trägt SIE übrigens selbstgemachte Stulpen, Bänder, Tücher in allen Variationen und der modewusste Weltenbummler-ER irgendwie drapierte Lappen, gerne auch als Lätzchen um die maskuline Taille gewickelt – , politisch korrekt hergestellte Souvenirs und ökologischen Lebensmittel.
1994 kam es zum Aufstand der Zapatisten, die einige Städte in Chiapas – und eben auch San Chris – besetzten um gegen das NAFTA Abkommen zu demonstrieren.
Hier könnt ihr eine Geschichte des Aufstandes sehen:
Zapatistas – Chronik einer Rebellion (Teil 1 von 2)
Zapatistas – Chronik Einer Rebellion (Teil 2 von 2)
Die Zapatisten von Chiapas waren damals insbesondere in linken Kreisen sehr populär und auch wenn sie heute in der medialen Welt nicht mehr Thema sind, so sind sie in Chiapas immer noch überaus aktiv. Bei meiner vergangen Reise hatte ich bereits viel über die Zapatisten erfahren und auch Zuhause las ich weiter alles was ich in die Finger bekam. Sprecher der EZLN – der militärische Arm der Zapatisten – ist Subcomandante Marcos dessen Gesicht von einer Sturmmaske bedeckt ist und in dessen Mund immer eine Pfeife steckt. Eine überaus romanische Figur, dieser Freiheitskämpfer, der mit Poesie aus dem Urwald beeindruckt.
Eine ganze Weile hatte es nun schon keine Veröffentlichung eines Kommuniqués durch Marcos mehr gegeben, doch bereits am 21. Dezember 2012 – als alle Weltuntergangstouristen Mexicos Ruinen bevölkerten -, gab es wieder einen Marsch der Zapatisten. . Schweigend!
Und in der Woche in der ich dann in San Chris war, erschien fast täglich eine neue Veröffentlichung vom Sub und so waren alle wie elektrisiert! Tatsächlich sollten wir am 1. Januar 2014 mal alle nach Chiapas schauen, denn da ist es 20 Jahre her, dass es zu dem Aufstand kam.
Aber nun genug der Worte! Hier ein paar Bilder aus San Christobal!
Backpacker Hauptstraße in San Chris. Hier gibt es Unterkünfte, Cafés, Bars, Souvenirläden, Reinigungen…. einfach alles was der Backbacker so braucht. Tatsächlich lag mein Hostel genau auf dieser Straße.
Bunte Häuserfassaden überall! Das macht Mexiko so besonders schön!
Die Real de Guadalupe – die Backpacker-Straße – von oben gesehen.
Mexikaner stehen auf Wrestling!
Mein Lieblingsbild!
Na, da bin ich aber gerührt! Eine Straße, mit meinem Geburtstag!
Sogar die Lieblingsbar der Backpacker heißt Revolucion.
Am Markt unterhalb der Kirche Santo Domingo finden sich die besten Mitbringsel für zu Hause.
Demonstration zur Erinnerung an ein Massaker an der indigenen Bevölkerung. Es mag eine überaus subjektive Wahrnehmung sein, aber ich empfand die indigene Bevölkerung in Chiapas weitaus selbstbewusster als in anderen Gegenden Mittelamerikas.
Auf diesem Transparent wird für die Entlassung des Lehrers Alberto Patishtan demonstriert. Tatsächlich wurde einen Tag später bekannt, dass er nach 13 Jahren nun endlich aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Es hatte weltweit Proteste bei seiner Inhaftierung gegeben, da diese ganz offenkundig politisch motiviert war.
Streetart vom Feinsten! Man merkt das San Chris viele junge Menschen anlockt. Überall gibt es wirklich hervorragende Streetart!
Die Kathedrale von San Chris.