Kaffee!

Ich liebe Kaffee! Nicht das ich davon literweise trinke, aber ich achte beim Kauf sehr auf Qualität, fairen Handel und bin überaus pienzig. Diese völlige überteuerten Kaffeepads, die nichts weiter als Müll erzeugen und nur eine versteckte Form sind, damit uns Großkonzerne wieder mit Marketing-Kampagnen für dumm verkaufen können, um die Kaffeepreise unverschämt in die Höhe zu treiben, kommen mir nicht ins Haus. Ich brühe noch ganz klassisch! Der Kaffee tropft durch meinen vietnamesischen Filter gemütlich in meine Tasse und duftet in der ganzen Wohnung. Und wenn ich einen Espresso möchte, dann packe ich die alte Espresso Kanne von meinem Großvater aus!

Natürlich freute ich mich bei meiner letzte Reise auf all die tollen Kaffee-Genüsse die mich erwarten würden, und dann bekam ich überall nur Instant-Nescafe-Dreck! Ihr könnt Euch meine Enttäuschung vorstellen, und ich fragte mich, ob der ganze Kaffee wirklich exportiert, zu Instant-Kaffee verarbeitet und dann wieder importiert wird. Ich kann Euch beruhigen, das ist nicht so! Vielmehr habe ich erfahren, dass dieser Instant-Kaffee nur Touristen vorgesetzt wird, weil man annimmt, dass wir das mögen würden. Bei meiner diesjährigen Reise wusste ich es dann und konnte entsprechend in die wunderbare Kaffeewelten abtauchen.

In Antigua buchte ich vergangenes Jahr über einen alternativen Veranstalter einen Besuch bei einem Kaffeebauern, und dieser Besuch ist mir als etwas ganz Besonderes in Erinnerung geblieben. Wir waren nur zwei Teilnehmer und alles fing damit an, dass der Dolmetscher nicht auftauchte und Froilan und sein Sohn keinerlei Englisch konnten. Nachdem wir eine ganze Weile gewartet hatten, beschloss unser Kaffeebauer, das Ganze jetzt einfach auf Spanisch zu starten und was soll ich Euch sagen, wenn man einfach mal nur zuhört und sich die Zeit nimmt, dann versteht man auf einmal eine fremde Sprache! Geduld und Respekt lernt man in solchen Momenten! Er erzählte uns die Geschichte vom Aqua und Fuego, die ich euch neulich in einem anderen Beitrag schon zum Besten gegeben habe, erklärte jeden Schritt beim Kaffeeherstellen und gab kleine Familienanekdoten zum Besten.

Und weil das was er mir da so zeigte sehr spannend ist, zeige ich Euch nun Bild für Bild wie Kaffee hergestellt wird.

Zunächst einmal muss man zu den Kaffeeplantagen, die am Vulkan Aqua gelegen sind gelangen. Glücklicherweise besitzt Froilan einige Sträucher, die nicht so weit oben liegen.


Nicht in Reih und Glied wie in großen Kaffeeplantagen stehen die Kaffeesträucher, sondern wild durcheinander. Die einzelnen Felder verschiedener Bauern sind dabei nicht von Zäunen voneinander getrennt, sondern indem man einfach einen bestimmten Busch, oder Baum gepflanzt hat, der die Grenze markiert. Alles was vor dem Baum wächst gehört dem Nachbarn, alles was dahinter wächst gehört Froilan. Hätte uns Froilan dies nicht gezeigt, hätten wir es gar nicht erkannt.


Mit einem Körbchen um den Bauch wird das Pflücken gestartet und auch ich…


… schnallte mir ein solches Körbchen um!


Das ist das Ergebnis von 15 Minuten pflücken! Ziemlich schwach! Froilan amüsierte sich köstlich und meinte er wäre bald pleite, wenn er so arbeiten würde. Außerdem ist das was ich da gepflückt habe nicht mal reif!


Hier seht ihr mal ein paar unreife Kaffeekirschen! Grün ist noch total unreif und bei den beiden Roten dauert es noch einen Moment.


So muss eine fertige Kaffeekirsche dann aussehen! Richtig dunkelrot!


Nun wird alles in einen Sack umgefüllt und den ganzen Weg wieder runter vom Vulkan gebracht. Bei uns war der Sack total leer und der Weg nicht weit, aber stellt Euch mal einen 2-3 Stunden Abstieg mit einem Sack voller Kaffeekirschen auf dem Kopf vor.


Froilan brachte uns in das Haus seiner Schwester in dem diese tolle Konstruktion steht. Hiermit wird das Fruchtfleisch von der Bohne getrennt. Oben in den Behälter werden die Kirschen geschüttet und wenn man dann losradelt, dann…


… hat man dieses Ergebnis! Die Bohnen sind noch feucht und von einem glibberigen Film umgeben, also werden sie zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet. Bei Froilans Schwester konnte man das auf dem Dach machen. In manchen Gegenden kann man aber auch sehen, wie alles auf der Straße ausgebreitet wird und die Autos daran vorbeibrausen. Aber diese asphaltierten Straßen sind manchmal eben eine Seltenheit und da die Hitze dort besonders gut reflektiert, werden sie gerne auch zum Trocknen von Chilis oder anderem Gemüse genutzt.


So sieht der Kaffee nach einem Tag trocknen dann aus!


Jetzt muss er nur noch geröstet werden! Dazu brachte Froilan uns zu sich nach Hause und übergab uns seiner Frau. Auf den Herd wird dazu eine Platte gelegt und der Kaffee stätig sanft hin und her gerührt.


Dabei muss man schon sehr aufpassen, denn Ruckzuck ist der Kaffee zu schwarz und verbrannt.


Und so sieht Kaffee dann fertig aus! Ich finde ja, dass man schon Kaffeeduft in der Nase hat, nur beim Anschauen von diesem Bild!


Jetzt muss er nur noch gemahlen werden! Dazu wird diese Reibe aus Stein benutzt, die auch bei anderen Gelegenheiten in der Küche Einsatz findet. Hier könnt ihr mich sehen, wie ich das mache. Immer Hin und Her und schön aufpassen, dass er nicht daneben fällt.


Das nun fertige Kaffeepulver wird in einer Kanne gekocht und nach einer Weile….


… durch ein Sieb geseiht.


Und nachdem man also den ganzen Tag damit verbracht hat seinen Kaffee herzustellen, kann man sich endlich eine frische Tasse Kaffee gönnen!


Und weil ich so fleißig war, bekam ich noch ein Päckchen meines eigenen Kaffes mit, damit ich auch zu Hause etwas davon habe. Übrigens lud mich Froilan ein, wenn ich wieder in der Gegend bin, doch einfach bei ihm und seiner wunderbaren Familie zu übernachten. Leider habe ich es dieses Jahr dann doch nicht geschafft. In mein Tagebuch hatte ich übrigens geschrieben, dass wenn ich es nicht schaffe Froilan diese Fotos zu schicke mir Furunkel wachsen sollen… was soll ich sagen… ich weiß mittlerweile was Zugsalbe ist 🙁

Schreibe einen Kommentar