Mal ein Wort zu Gruppenreisen

OK, mein letzter Beitrag war etwas schwach! Das mag daran liegen, dass ich schon lange keine Berichte mehr geschrieben habe, oder aber auch daran das meine Reise nach Kuba schon über ein Jahr her ist. Ich gelobe jedenfalls Besserung! Und habe mich entschlossen einfach Geschichten zu erzählen und dabei die Fotos der beiden Reisen zu kombinieren.

Ihr habt ja sicher schon gemerkt, dass ich bei meinen Reisen oft auch eine Weile in einer Reisegruppe unterwegs bin. Angefangen hatte ich damit als ich alleine nach Indien reiste und mir dachte, dass es vielleicht zunächst gut sei in der behüteten Gruppe unterwegs zu sein um sich langsam zu gewöhnen, bevor man sich dann doch alleine auf den Weg macht.

Der Veranstalter bei dem ich bisher gebucht habe, organisiert die Reisen so, dass man sich noch ein wenig einbilden kann ein Backpacker zu sein. Man trägt sein eigenes Gepäck, fährt mit öffentlichen Verkehrsmittel und der Tourguide ist für den Zeitraum der Reise Dein bester Backpackerfreund mit dem Du abends saufen gehst und der so ganz nebenbei die Organisation übernimmt. Du musst Dich nicht um Unterkünfte und Transport kümmern und bist doch vor Ort frei zu tun was Du willst.


Meine Reisegruppe in diesem Jahr beim Vulkan bestaunen

Theoretisch wenigstens. Je nach Gruppendynamik funktioniert dies ganz wunderbar oder eben auch nicht. Dieses Jahr zum Beispiel war es perfekt! Während sich meine Reisegruppe in wilde Aktionen (Vulkano-Boarding, Ziplining über den Regenwald und Besteigung von gigantischen Vulkanen) amüsierte ging ich es lieber in meinem Tempo an (Fototouren durch koloniale Städte, Wanderungen durch den Regenwald, Besteigung von etwas kleineren Vulkanen). Abends dann traf man beim Dinner wieder aufeinander – sofern man Lust hatte mitzugehen – und erzählte sich seine Geschichten. Mal war man mit dem einen unterwegs, mal mit dem andren… alles völlig entspannt…


Während meine Reisegruppe Ziplining macht, wandere ich auf Hängebrücken über den Regenwald

Ich persönlich bin eher so der einsame Wolf-Typ und Gruppen, Cliquen und Massenveranstaltungen sind nicht wirklich meins. Nicht immer wird das in einer Gruppe verstanden und manch einer nimmt es persönlich, dass man eben nicht mit der gesamten Mannschaft eine Tour mit gemacht hat.

Bei meiner Kubareise beispielsweise fühlte ich mich nicht sonderlich wohl. Eben weil man keinerlei Möglichkeit zur Flucht hatte, gingen mir einige Mitreisenden bald auf die Nerven. Da war zum einen das englische ältere Ehepaar, das ständig Bemerkungen über Nazis, Hitler und den zweiten Weltkrieg zu mir machen musste, bis mir dann doch der Kragen platze und ich sie ziemlich bösartig anranzte, als die Dame anfing hinter mir „Deutschland, Deutschland über alles“ zu singen. Und dann war da noch der kanadische Mitreisende mit seiner Ehefrau, der mir ständig zu nahe kam. Immer musste er neben mir sitzen, sein Knie an mir reiben oder mich sonst irgendwie betatschen. Wenn ihr Mann mal wieder zu nahe neben mir wie ein Bulle schnaubte, dann wies sie ihn gelegentlich mit einem „Honey please, she doesnt like it“ zurecht. Ständig erzählten beide mir, dass sie auf ihren anderen Reisen auch nette Alleinreisende Frauen kennengelernt hätten, die sie dann sogar auf ihrer Farm in Kanada besucht hätten und ich musste dabei immer an Sin City denken und wie die Köpfe der Frauen nun als Trophäe an der Wohnzimmerwand hängen.


Zwischendurch auch mal alleine über Märkte schlendern

Ich glaube aber was mich am meisten nervte war das ständige Gemeckere. Wir sind in Kuba, Dinge funktionieren nicht immer so wie geplant und viele Pläne werden spontan der Situation angepasst. Letztendlich kamen wir in den Genuss das Organisationstalent der Kubaner live mitzuerleben und immer ging alles gut, doch das Gemeckere der Gruppe wollte nicht aufhören. Ich persönlich empfand das alles gar nicht so dramatisch, aber die schlechte Stimmung schlug dann eben leider doch über. Und was macht frau, wenn sie nicht aus dem Bus fliehen kann und der MP3 Player kaputt ist? Ich habe bei jeder Straßenband eine CD gekauft – und davon gibt es viele in Kuba – und zur Freude der Gruppe wurde so ein Potpourri kubanischer Musik abgespielt und für einen Moment wackelten alle mit dem Kopf und vergaßen sich zu beschweren!


Wunderbare Menschen lernt man so in seiner Reisegruppe kennen! Das sind Debbie und Sheila aus Australien mit denen ich letztes Jahr durch Mexico und Guatemala gereist bin.

Ein weiteres Problem bei einer Gruppenreise ist, dass man relativ wenig mit in dem Land lebenden Menschen in Kontakt kommt, weil es ja in der Gruppe selber lauter nette Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen gilt. Der Veranstalter bemüht sich zwar indem lokale Guides gebucht werden oder man bei einer Familie zu Abend isst, doch sind das nur recht kurze Begegnungen und es liegt an einem selber, wie sehr man sich außerhalb der Gruppe bemüht Kontakte zu knüpfen oder die Chancen nutzt die sich einem bieten.


Besuch bei Mama Lola in San Pedro

Vor- und Nachteil einer Gruppenreise ist sicher auch, dass man ziemliche lange Strecken hinter sich bringt. Vorteil weil man unglaublich viel sieht in kurzer Zeit, Nachteil weil man manchmal einfach gerne länger bleiben möchte und sich dann etwas gehetzt vorkommt.
Alles in Allem kann ich für mich sagen, dass mir die Kombination aus Gruppenreise und dann noch mal alleine unterwegs sein am meisten Spaß macht. Und genau so werde ich vermutlich auch meine nächste Reise planen


Meine Familie in Guatemala, bei denen ich dieses Jahr eine wunderbare Nacht verbrachte! Alleine, meine Gruppe war schon wieder auf dem Nachhauseweg

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