Besuch im Kaffeehaus New York

Wow!
Das was ich mittlerweile so an Kaffeehäusern kenne ist nichts im Vergleich zum Kaffeehaus New York!
Schon beim Eintreten schaut mich die Bedienung herablassend an, vermutlich weil ich mit meiner bloßen Anwesenheit dieses Zuckerwerk aus Farben, Glanz und Stuck zerstöre. Das nächste mal gehe ich nackt hin und zieh mir Flügel an… da falle ich unter den ganzen dicken Putten nicht weiter auf 😉

Angeblich haben sich hier früher Ungarns Literaten getroffen. Naja, ich bin wirklich beeindruckt, literarisches Schaffen kann ich mir ob der unglaublichen Fülle so gar nicht vorstellen.


Es ist eindeutig zu kitschig und überladen. Es gibt zu viel zu sehen, um wirklich kreativ sein zu können. Alle Phantasie wird erstickt! Außerdem fehlen mir Rauchschwaden und Männer mit Flicken an den Ellenbogen ihrer Cordjacke… OK! Ersteres kann noch werden, denn es ist früh und hier gibt es noch kein Rauchverbot, letzteres wird es wohl nicht geben, dafür ist es eindeutig zu teuer!


Das ist ein Latte macciato mit Honig unten drin… Mir persönlich war es zu süß, aber schön aussehen tut es doch.


Ich war eine der Ersten in dem Kaffeehaus. Später dann bildeten sich Schlangen, man muss an einer Dame vorbei, die einen den Tisch zuweist. Ich mag das nicht. Ich hab mich einfach auf den schönsten Platz mit schickesten, nach Literaturkritiker aussehenden Sofa ganz hinten gesetzt.


Da saß ich dann nun und lese endlich „Ein Held seiner Zeit“ von Kosztolányi
Ich zitiere: „Der Mensch von Budapest hatte es eilig und kümmerte sich nicht um ihn … Ein derartiges Benehmen schmerzte ihn, erfüllte ihn aber auch mit größter Bewunderung. Er hielt die Budapester Reserviertheit und Überheblichkeit für vornehm“ – ja das kenn ich, und auch ich finde es so schön vornehm, salonfähig wie um 1900 😉 Und ja, liebe vornehme Bedienung, bitte ignoriere mich und wenn Du kommst, weil Du musst, dann schau mich hasserfüllt an, weil ich Dich störe!

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