Sommerlektüre

Schon einige Zeit ist es her, dass ich mir das Buch Dorfpunk von Rocko Schamoni gekauft habe – es muss gewesen sein bevor ich aufgehört habe zu Rauchen, denn als ich es nun auf der Suche nach einer kleinen Sommerlektüre aus meinem Bücherregal zog, drang mir gleich der abgestandene Gestank nach Aschenbecher in die Nase.

Diesmal nahm ich das Buch zum richtigen Zeitpunkt in die Hand! Auf einer Wiese liegend – denn bei den Ausdünstungen konnte es wirklich nur draußen gelesen werden – habe ich es an einem Tag verschlungen, viel gelacht und mich an „Damals“ erinnert. Nicht, dass ich auch ein Dorfpunk gewesen wäre, aber ich gehörte irgendwie doch zu den Mädchen, die Rocko Schamoni beschreibt. Die, die immer irgendwie da sind, aber nicht so richtig dazu gehören. Die, die der männliche Punk an sich mag, aber die nicht ganz so punking aussehen dürfen, damit der Niedlichkeit-Faktor nicht verloren geht. Die, die Musik kennen und gelegentlich auch mal in der Batschkapp mitpogen, aber die von der Tanzfläche verschwinden, wenn die Jungs ihren Hormonüberschuss aneinander rausrocken müssen. Und auch für meine Generation trifft zu, dass Punk offiziell schon lange Tod war, und wir uns einbildeten die Allerletzten einer aussterbenden Art zu sein, die es so eigentlich schon vor uns gar nicht mehr gab. >:-)
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Dorfpunk ist ein witziges Buch, das jemanden wie mich, der gerade musikalisch auf dem Nostalgie-Trip ist, genau an der richtigen Stelle packt. Ich habe mir auch gleich mal eine The Clash CD gekauft! Wie schade, dass ich keinen Plattenspieler mehr habe! Ich hätte da auch noch einige Sex Pistols Scheiben – in Echt!!! – aus alten Tagen 😉

In die Kategorie „punkige Mitlife-Crises“ gehört das Buch AnarchoShnitzel schrieen sie: Ein Punkroman für die besseren Kreise von Oliver Maria Schmitt.

Diesmal ist es aber der Mitte-Dreißig Protagonist, der sich auf einem Trip in die Vergangenheit befindet und zur Reunion seiner ehemaligen Punk-Band „Gruppe Senf“ auf den Weg in den Osten Deutschlands begibt. Getrieben von dem Gedanken die einstige Jugendliebe mit dem wohlklingenden Namen Itty Lunatic wiederzusehen, fährt er in einem dicken Bonzen-Mercedes und in Begleitung seines – zur Kultfigur geeigneten – Freundes Dr. Hollenbach, quer durchs Land. Neben einigen politisch unkorrekten, aber dafür umso komischeren Episoden, gibt es auch hier musikalische Flashbacks! Slime und die Dead Kennedys hatte ich beispielsweise ganz vergessen!

Zwar punkig unterhaltsam und lustig ist AnarchoShnitzel allerdings nicht ganz so charmant und wortwitzig geschrieben wie eben Rocko Schamoni es kann und deshalb kommt hier noch eine weitere Empfehlung.

Sternstunden der Bedeutungslosigkeit begleitet eine Weile den Protagonisten Sonntag durch sein Leben in Hamburg. Abgeranzte, Drogen, Sex, Depressionen, Nachtleben und zu enge Anzüge, so würde ich den Inhalt grob zusammenfassen und was soll ich sagen? Am Ende war ich traurig, das Buch so schnell gelesen zu haben!

Und weil ich Lust auf mehr habe, werde ich mir wohl die Tage Fleisch ist mein Gemüse von Heinz Strunk holen, denn nachdem was ich bisher gehört habe, lässt es sich wohl gut meiner kleine Liste hinzufügen >;-)

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